Als Liebhaberin von Märchen und märchenhaften Erzählungen kann ich dieses Buch immer wieder lesen, als wäre es das erste Mal:
„Erzähler der Nacht“ von Rafik Schami.
Schami, 1946 in Damaskus geboren, lebt seit 1971 in Deutschland und schreibt in deutscher Sprache für Kinder und Erwachsene. Aus den Wurzeln seiner syrischen Herkunft schöpft er aber die Kraft, die Farbigkeit und Lebendigkeit seiner Fabulierkunst, die – ganz in orientalischer Tradition – mehr eine Erzähl- als eine Schreibkultur ist.
So geht es auch im „Erzähler der Nacht“ um die Kunst des Erzählens selbst. Der Kutscher Salim, der beste Geschichtenerzähler von Damaskus, ist plötzlich verstummt. Die betagte Fee, die ihm 60 Jahre lang beim Erzählen zur Seite stand, darf ihm nur dann seine Stimme wiedergeben, wenn er innerhalb von drei Monaten sieben einmalige Geschenke erhält. Doch welche Geschenke sind gemeint?
Nach vielen Fehlversuchen bleiben schließlich noch genau sieben Tage bis zum Ablauf der Frist, als Salims sieben besten Freunden klar wird, dass sie ihm sieben neue Geschichten schenken müssen. So erzählt jeder von ihnen, so gut oder schlecht er es kann, eine eigene, neue Geschichte: Der Schlosser Ali, der Geographielehrer Mehdi, Musa, der dicke Frisör mit den gefärbten Haaren, der vornehme ehemalige Minister Faris, Tuma, der Emigrant, der nach zehn Jahren in Amerika wieder nach Damaskus zurückkam, Junis, der Kaffeehausbesitzer und schließlich noch Isam, der vierundzwanzig Jahre unschuldig im Gefängnis saß.
Und wie im Märchen geschieht es: Als die letzten Worte der siebten Geschichte gesprochen sind, kann Salim wieder sprechen. Aber ob diese Geschichte von Salim wahr ist oder aber nur eine erzählte Geschichte – wer weiß?
„Erzähler der Nacht“ erschien erstmals 1989 im Beltz-Verlag und ist immer noch im Buchhandel erhältlich. Von Irmgard aus Oberwinter
Dieses Buch kann in den Büchereien Oberwinter und Remagen ausgeliehen werden.
Hier kannst du dich im eOpac Remagen vormerken.