Die Moselreise: Hanns-Josef Ortheil

Hanns
Hanns-Josef Ortheil: Die Moselreise: Roman eines Kindes. 224 Seiten. Luchterhand. 2010

Literatursalon---Vorderseite1963 fährt der 11-jährige Ich- Erzähler zusammen mit seinem Vater mit der Eisenbahn von Köln nach Koblenz. Dort beginnt eine gemeinsame Wanderung entlang der Mosel.

Lediglich überarbeitet hat der Autor die originalen Tagebuchaufzeichnungen seiner Jugend und ergänzt mit eigenen Erinnerungen an eine zweite Moselreise, die er nach dem Tod seines Vaters 1980 unternommen hat. So verbindet der Kindheitsroman das Gestern mit dem Heute auf beeindruckende Weise. Durch die genaue Beschreibung wird der Leser in die Lage versetzt mitzuwandern und lässt erkennen, wie wichtig für den kleinen Jungen schon das Reisen, die Sprache und das Schreiben waren. Zugleich ist das Buch ein Dokument für eine innige und stimmige Vater-Sohn-Beziehung und gibt faszinierende Einblicke in die Geheimnisse jener frühsten, familiären Bindungen, die einen Menschen lebenslang prägen.

Die abschließende Betrachtung „Das Weiterleben der Moselreise“, in der Ortheil von seiner Art des Reisens berichtet und warum er in seinem Leben bestimmte Landschaften und Gegenden immer wieder aufsucht, zeigt auf, dass Reisen zu den Ur-Erfahrungen seines Lebens gehören. Er besitzt zwar mehrere Heimatstädte, steter Mittelpunkt ist jedoch immer wieder seine Geburts- und Kindheitsstadt Köln.

Die zweifache „Moselreise“ ist nicht nur eine autobiografische Reise des Autors, die beschreibt wie heilsam Musik und das Schreiben für den jungen Ortheil gewesen sind, es ist auch ein Aufbruch zu den Wurzeln seiner schriftstellerischen Anfänge.
Die „Moselreise“ setzt den vorangegangenen Roman „Die Erfindung des Lebens“ fort.
Von Sibylle

Diese beiden Medien können in der Bücherei ausgeliehen werden.
„Die Erfindung des Lebens“ kannst du hier vormerken.
„Die Moselreise“ kannt du hier vormerken.

Ben Biemer – App ins All: Udo Taubitz

Ben Biemer - App ins all
Udo Taubitz: Ben Biemer – App ins All. 122 Seiten. Esslinger Verlag Schreiber. 2013

Schräge Geschichte um Ben Biemer, der dank der Taschenlampen-App seines Smartphones auf dem Kinderplaneten landet, wo die Kinder das Sagen haben, endlos Süßigkeiten essen dürfen und Ordnung verpönt ist. Ein Traum?

Ben Biemer bekommt zu seinem 10. Geburtstag von seinen Eltern endlich das heißersehnte Smartphone. Doch seine Eltern haben fast alle Zusatzfunktionen des Gerätes gesperrt. Stinksauer schnappt sich Ben sein Lieblingsbuch „Planet der Kinder“ und verkriecht sich unter seine Bettdecke. Dabei lässt er die, nicht-deaktivierte, Taschenlampen-App glühen. Plötzlich gibt es eine Lichtexplosion unter seiner Bettdecke und es kommt Ben vor, als würde er schweben. Sein Flug endet in einer merkwürdigen blauen Landschaft vor einem dicklichen Zierkürbis, der spricht! Dank der ebenfalls nicht-deaktivierten Spracherkennung kann sich Ben mit dem Zierkürbis unterhalten und erfährt, dass er auf dem Kinderplaneten gelandet ist. Was zunächst alles ganz toll erscheint – den ganzen Tag getragen zu werden, im Dauerzustand Süßigkeiten essen dürfen, im Chaos zu leben ohne Ärger und vor allem das Sagen zu haben über die Erwachsenen, übrigens alles genau wie in seinem Buch – verliert auf Dauer seinen Reiz. Außerdem vermisst Ben seine nervigen Eltern. Ob er es schafft, wieder zu seinen Eltern und zur Erde zurückzukehren? Oder hat er alles doch nur geträumt?

Flott erzählte, schräge Geschichte mit einigen Illustrationen für Kinder ab 9.
Von Helene

Dieses Buch kann in der Bücherei ausgeliehen werden. Hier kannst du dich vormerken.

Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert: Joel Dicker

Joel decker: Die wahrheit über den Fall Harry Quebec. 736 S. Piper Verlag. 2013
Joel Dicker: Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert. 736 Seiten.  Piper Verlag. 2013

Eine Freundschaft zweier Schriftsteller Quebert und Goldmann, die als Vater-Sohn-Gespann gesehen werden kann. An der Ostküste in den USA wird im idyllischen Städtchen Aurora nach 33 Jahren das Skelett von Nola im Garten von Harry Quebert gefunden. Dieser steht unter Mordverdacht, noch mehr, als bekannt wird, dass die beiden eine Liebesgeschichte verband. Viele Menschen verurteilen ihn für seine Liebe zu einem 15 jährigen Teenager. Marcus Goldmann, ein junger Autor mit einer Schreibblockade ist davon überzeugt, dass sein Schriftsteller-Vorbild unschuldig ist. Deshalb reist er nach Aurora, befragt Menschen zu aktuellen und 33 Jahren zurückliegenden Ereignissen. Er recherchiert auf eigene Faust. Eine Reise in die Tiefe der Seelen der Menschen, die wir meinen zu kennen und die uns immer wieder aufs neue überraschen. Wer war Nola? Unschuldiger Teenager? Frühreife Frau? Welche Rolle spielen die anderen, damals ihre Nachbarn, Mitschüler, Freundinnen? Wer verbirgt mehr als es für die Wahrheit förderlich ist? Angehörige und Freunde zeichnen ein Bild von dieser Liebe, die verboten und doch stark genug war, um bis in die heutige Zeit zu überleben. Die Suche nach dem Täter wirbelt einiges auf. Die Freundschaft von Goldmann und Quebert wird auf so manche Probe gestellt.

Am Ende gibt es Überraschungen – ob positiv oder negativ – kann jeder Leser für sich entscheiden. Ein Lesevergnügen der besonderen Art. Von AsDa

Dieses Buch kann in der Bücherei ausgeliehen werden. Hier kannst du dich vormerken.

Vango. Zwischen Himmel und Erde: Timothée de Fombelle

Vango. Zwischen Himmel und Erde. Sprecher : Reiner Strecker
Timothée de Fombelle. Vango. Zwischen Himmel und Erde. Hörbuch. Vorgelesen von Reiner Strecker. 5 CDs. Laufzeit 6 Std 35 Min. Hörcompany. 2013

Die Geschichte beginnt im April des Jahres 1934 in Paris, Vango steht kurz vor seiner Priesterweihe. Er und alle weiteren Kandidaten sind eng umringt von Zuschauern. Ein junges Mädchen mit wunderschönen grünen Augen schaut jedoch ganz allein auf Vango.
Plötzlich taucht die Polizei auf. Schüsse fallen. Vango wird wegen eines Verbrechens gesucht, das er nicht begangen hat, kann jedoch dank seiner grandiosen Kletterkünste in letzter Sekunde fliehen. Wieder fallen Schüsse; sie wurden aber nicht von der Polizei abgegeben. Jemand versucht ihn zu töten. Wer hat es auf ihn abgesehen?
Eine Verfolgungsjagd quer durch Europa beginnt, die Vango von Paris bis an den Bodensee und an Bord eines Zeppelins nach Sizilien führt, weiter auf die äolischen Inseln seiner Kindheit und schließlich nach Schottland zu seiner großen Liebe, der geheimnisvollen Ethel. Immer auf der Flucht und getrieben von der Frage: Wer bin ich?

Timothée de Fombelle gelingt es sehr gut die Spannung während des gesamten Romans aufrechtzuerhalten und ohne dabei zu viel der eigentlichen Zusammenhänge zu verraten. Spuren führen durch historische Zeiten und Orte, europäische Geschichte zwischen 1915 – 1936 wird lebendig.

Reiner Streckers Vorlese-Sprachkunst, im rechten Moment den Atem anzuhalten, dem Tempo der Handlung zu widerstehen und virtuos Charakter- und Szenenbilder in unsere Köpfe als gebannte Hörer zu projizieren, lässt tief in den figuren- und bilderreichen, krimispannenden Roman eintauchen. Vango -Zwischen Himmel und Erde-  ist der erste Teil eines zweibändigen All Age-Romans, den ich ohne „Wenn“ und „Aber“ glühend empfehlen kann.
Von Sibylle

Dieses Hörbuch kann in der Bücherei ausgeliehen werden. Hier kannst du dich vormerken.

Pipikack: Stephanie Blake

Pipikack
Stephanie Blake. Pipikack. 40 Seiten. Moritz Verlag. 2013

Der kleine, freche Hase mit den großen Ohren und einer riesigen Zahnlücke trötet den lieben langen Tag nur ein Wort: „Pipikack“. Ob er nun aufstehen, Spinat essen oder in die Badewanne soll, immer hören seine Eltern dieses eine Wort. Dem Wolf ist es eines Tages allerdings völlig egal, was das Häschen antwortet auf seine Frage, ob er ihn fressen darf – er futtert das Häschen ohne weitere Diskussionen. Nur bekommt ihm diese Mahlzeit nicht gut, und ein Arzt muss herbei eilen. Als der Hasenarzt dann eine lautes „Pipikack“ aus dem Inneren des Wolfes vernimmt, weiß er, was dem Wolf auf den Magen geschlagen ist und rettet schnell seinen kleinen Sohn. Dieser zeigt nach seiner Rettung, dass er durchaus in der Lage ist vollständige Sätze zu sprechen. So lange, bis ihm wieder etwas Neues einfällt…

Ein witziges Bilderbuch mit knallig bunten, expressiven Bildern zu einem Thema, das Kinder fasziniert und Erwachsene in der Regel eher beunruhigt agieren lässt. Ein großer Spaß für Kinder und für Erwachsene die heilsame und beruhigende Erkenntnis, dass bestimmte Phasen im Leben ihrer Kleinen auch ohne große Aufregung vorbeigehen.
Von Helene

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Vogelweide: Uwe Timm

Uwe Thimm: Vogelweide. Kiepenheuer und Wisch. 2013
Uwe Timm: Vogelweide. 334 Seiten. Kiepenheuer & Witsch. 2013

Am selben Tag, an dem Eschenbach den Bankrott seiner Softwarefirma erkennen muss, beendet seine Geliebte, Anna, ihre äußerst intensive Liebesbeziehung. Eine Beziehung, die nicht nur ihrer beider Welt regelrecht aus den Angeln gehoben hat, sondern – als verheimlichter Teil einer Vierecksgeschichte – auch die ihrer „eigentlichen“ Partner Selma und Ewald.

Sechs Jahre später, abgeschieden und „reich an Zeit“ auf einer naturgeschützten Vogelinsel in der Elbmündung als Vogelwart lebend, hat Eschenbach zu sich selbst und zu seinem inneren Frieden gefunden. Als Anna, die nach der Trennung in den USA ein neues Leben angefangen hat, überraschend ihren Besuch ankündigt, rollt Eschenbach vor seinem inneren Auge noch einmal ab, was sie so stark zueinander zog, dass Anna für sich nur noch die Flucht weg von ihm und aus ihrer eigentlich glücklichen Ehe sah.

Leser, die Freude an sprachlich schönen, treffenden Formulierungen haben, werden diesen ruhig erzählten Roman lieben. Timm öffnet dem Leser den Blick für die feinen Unterschiede in den Beziehungen zwischen sich liebenden und wertschätzenden Menschen. Dass es trotzdem kein „Happy End“ im herkömmlichen Sinne geben kann, liegt daran, dass Anna und Eschenbach sich zu spät im Leben getroffen haben – und dass sie diese Tatsache auch akzeptieren können.

Mit „Vogelweide“ ist Uwe Timm m.E. wieder ein sehr lesenswerter Roman gelungen. Ausleihbar auch in der EÖB Oberwinter.
Von Irmgard

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Les Misérables

Les Miserables. 2 Std. 37 Min. Drama, Musik. FSK ab 12. 2013
Les Miserables. 158 Min. Drama, Musik. FSK ab 12. 2013

Die Leinwandadaption „Les Misérables“ des gleichnamigen Broadway-Musicals von Claude-Michel Schönberg (Musik) und Alain Boublil (Libretto), basiert auf dem Roman von Victor Hugo „Die Elenden“.
Die Verfilmung, die sich eng an die Bühnenversion hält und kaum gesprochene Dialoge aufweist, wird von Oscar-Gewinner Tom Hooper (The King’s Speech) mit großen Gesten in Szene gesetzt.
So zeigt die 1815 angesiedelte, beindruckende Anfangs-Sequenz eine Sträflingskolonne, wie sie ein riesiges Schiff in den Hafen ziehen muss. Zu ihr gehört Valjean (Hugh Jackman), der 19 Jahre für den Diebstahl eines Laibes Brot verbüßt hat. Valjeans hasserfüllter Gegenspieler ist der Justizvollzugsbeamte Javert (Russell Crowe).
Nach seiner Freilassung macht Valjean eine tiefgreifende religiöse Erfahrung, taucht unter und hat sich acht Jahre später vom Sünder zum wohltätigen Fabrikbesitzer gewandelt. Er macht Bekanntschaft mit der ledigen Mutter Fantine (Anne Hathaway), die ohne Valjeans Wissen aus seiner Fabrik geworfen wird und deshalb als Prostituierte ihre kleine Tochter Cosette durchbringen muss. An Fantines Sterbebett verspricht Valjean sich ihrer Tochter anzunehmen, die er zunächst in Paris aus den gierigen Fängen der Wirtshausbetreiber Monsieur und Madame Thénardier (Sacha Baron Cohen, Helena Bonham-Carter) befreien muss.
Jahre später verliebt sich die erwachsene Cosette (Amanda Seyfried) in den Revolutionär Marius (Eddie Redmayne). Er gehört einer Gruppe von Studenten an, die gegen die Monarchie auf die Barrikaden geht. Die Revolte endet im Blutbad, dank Valjeans Edelmut werden die jungen Liebenden dennoch vereint.

Entstanden ist eine opulente und Emotionen tragende Leinwandverfilmung von Victor Hugos zeitloser Geschichte über Elend und Erlösung, über unerfüllte Liebe und scheiternde Träume. Licht und Maske tragen wesentlich dazu bei, diesen historisch bewegenden Abschnitt der französischen Geschichte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts filmisch zu prägen.
Von Sibylle

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Honig: Ian McEwan

Ian Mc Ewan: Honig
Ian McEwan: Honig. 448 Seiten. Diogenes. 2013

Nach dem Studium der Mathematik verliebt sich Serena in einen schwerkranken Kriegsveteranen. Durch ihn erhält sie eine Stelle beim Geheimdienst MI5, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, vor allem junge Schriftsteller, die mit der britischen Regierung konform gehen, finanziell zu unterstützen.

In den 70er Jahren, der Zeit des kalten Krieges herrschen in England soziale Unruhen, eine große Energiekrise und der Nordirlandkonflikt ist noch nicht ausgestanden. Mit Hilfe der finanziellen Förderung verspricht sich der Geheimdienst, Schriftsteller beeinflussen zu können und so den aufkommenden Kommunismus zu bekämpfen. Offiziell wird ihnen glaubhaft gemacht, dass eine kulturelle Stiftung an ihrem Erfolg interessiert sei und sie aus diesem Grunde fördere.

Serena, die schon immer gerne und viel gelesen hat, übernimmt die Operation „Honig“. Ihre Aufgabe ist es, den Schriftsteller Tom Haley davon zu überzeugen, dass die kulturelle Stiftung ihn ganz uneigennützig unterstützt. Ihr einziger Grund sei, ihm den Rücken finanziell freizuhalten, weil ihr seine bisherigen Veröffentlichungen so gut gefallen hätten.

Gleich nach den ersten Treffen verlieben sich Serena und Tom ineinander und verbringen die Wochenenden gemeinsam. Sie sprechen viel über englische Literatur und über Tom Haley`s Texte, und Serena glaubt, dadurch ihren Freund besser kennen und verstehen zu lernen. Für sie wird es eine immer größere Belastung, dass sie ihm nichts über ihre Tätigkeit beim Geheimdienst sagen kann, da sie sich sicher ist, dass die ganze Wahrheit das Aus ihrer Liebe bedeuten würde.

Während zu Beginn der Eindruck erweckt wird, es handele sich um eine Spionagegeschichte, rückt Ian Mc Ewan im weiteren Verlauf die Liebesgeschichte in den Vordergrund. Genial ist das Ende der Geschichte, mit dem sicherlich niemand rechnet. Erst jetzt wird dem Leser klar, wie Mc Ewan ihn über einen längeren Zeitraum getäuscht und auf falsche Fährten geführt hat.

Auch wenn zwischendurch einige Längen aufkommen, ist das Buch sehr unterhaltsam und erinnert noch einmal an die politische und soziale Situation der 70er Jahre.
Das Beste allerdings ist der Schluß!
Von Agnes

Dieses Buch kann in der Bücherei ausgeliehen werden. Hier kannst du dich vormerken.

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