Rosalie Laurent besitzt in Paris einen kleinen Postkartenladen und bietet als Besonderheit selbstgemalte Karten an, die sie auch speziell nach Wünschen der jeweiligen Person anfertigt. Eines Tages kommt der bekannte, französische Kinderbuchautor Max Marchais in ihr Geschäft. Er bittet Rosalie sein neues Kinderbuch „Der blaue Tiger“ zu illustrieren. Rosalie kann ihr Glück kaum fassen, hat sie doch selbst als Kind die Bücher von Max Marchais geliebt und macht sich begeistert ans Werk. Das Buch wird ein großer Erfolg, stolz präsentiert sie es auch im Schaufenster ihres Ladens. Als eines Tages der junge, amerikanische Literaturprofessor Robert Sherman ihr Geschäft betritt und behauptet, dass die Geschichte „Der blaue Tiger“ von ihm stamme und er den Autor verklagen werde, ist Rosalie vollkommen verwirrt. Sie versucht die Anschuldigung zu widerlegen und geht der Sache nach. Dabei kommt es zu einigen, überraschenden Wendungen und wie immer in den Romanen von Nicolas Barreau entwickelt sich auch eine romantische Liebesgeschichte.
Wie auch in seinen früheren Romanen spielt diese Geschichte in Paris, das er anschaulich und lebendig beschreibt. In die Protagonisten kann man sich gut hineinversetzen und leidet und freut sich mit Ihnen. Auch wenn die Geschichte manchmal etwas vorhersehbar ist, ist es trotzdem ein schöner, leicht zu lesender Roman für einen entspannenden Lesegenuss. Von Andrea
Das aktuelle Buch des japanischen Schriftstellers Haruki Murakami ist eine Sammlung mit sieben längeren Erzählungen.
In der Titelgeschichte „Von Männern, die keine Frauen haben“ unterrichtet ein Fremder dem Ich-Erzähler mitten in der Nacht, dass seine Frau Selbstmord begangen hat. Sie ist eine ehemalige Geliebte des Erzählers, diesen erfasst daraufhin tiefe melancholische Trauer.
In der Erzählung „Yesterday“ legt ein junger Mann, der aus der Provinz nach Tokio kommt, seinen Heimatdialekt ab. Gleichzeitig bewundert er einen Kommilitonen, der sich bewusst einen Provinzdialekt antrainiert, durch die Prüfungen fällt und seine Freundin, die er schon seit der Kindheit kennt, nicht sexuell begehrt.
In „Samsa in Love“ wird Franz Kafkas „Die Verwandlung“ weiter erzählt, nachdem Gregor Samsas Familie wegen der Unruhen in Prag geflohen ist und er sein Gefängnis verlassen kann…
In allen Erzählungen spielt Leidenschaft für eine Frau eine Rolle. Die männlichen Hauptfiguren befinden sich in real nachvollziehbaren Lebenssituationen, sind einsam und vermissen etwas Wichtiges in ihrem Leben.
Interessant ist, wie Haruki Murakami unheimliche oder auch surreale Elemente in die Handlung einbaut, dadurch wird eine zusätzliche Bewusstseins-Ebene erlebbar. Der Erzählfluss ist schlicht, oft unbedarft wirkend, aber auf subtile Weise ist immer ein scheinbar direkter Blick in die Seelen der Figuren möglich.
Ich konnte in alle Erzählungen schnell eintauchen und das typische Murakami-Lesegefühl genießen. Jede hat mich von der ersten Zeile an festgehalten bis die letzte gelesen war.
Sibylle
Dieses Buch befindet sich derzeit noch nicht im Büchereibestand. Schreibe bitte einen Kommentar, dann kann dein Buchwunsch bei den Neuanschaffungen berücksichtigt werden.
Die Betriebswirtschaftsstudentin Valerie soll die altmodische, nicht gewinnorientierte, aber dafür umso liebevoller bestückte Buchhandlung ihrer verschwundenen Tante Charlotte liquidieren. Beim Sichten, Ordnen und Abwickeln von „Ringelnatz & Co“ verliebt sich Valerie immer mehr in die Welt, die schöne Bücher für einen phantasievollen und sinnen-freudigen Menschen sein können. Dass sie darüber ihr Studium vergisst und sie ihr Interesse an ihrem Freund verliert, wird ohne weiteres aufgewogen durch ihre wachsende Freude an den Büchern, ihren wenigen, aber interessanten Kunden, dem Samowar im Laden und der zahmen Ratte aus dem Hinterhof. Valerie findet in der Buchhandlung ihr Zuhause und als Buchhändlerin ihre neue, sie zutiefst beglückende Profession.
Dem Titel des Buches „Ein ganz besonderes Jahr“ kommt dabei noch eine doppelte Bedeutung zu. Aber es soll ja hier nicht alles verraten werden.
Ein Buch für alle, die Bücher lieben und sich beim Lesen auch darüber freuen, weitere interessante, manchmal schon vergessene Titel (wieder) zu entdecken.
Absolut empfehlenswert!…Von Irmgard
Die meisten Spielfilme werden innerhalb einiger Wochen gedreht. Der Regisseur Richard Linklater hat sich für seinen Film Boyhood ganze zwölf Jahre Zeit genommen. Gedreht zwischen 2002 und 2013, zeigt der Film das Aufwachsen des zu Beginn siebenjährigen Ellar Coltrane, im Film Mason genannt, bis zu dessen Eintritt ins College. Jedes Jahr wurden ein paar Szenen mit Mason und seiner Familie aufgenommen, was aber ausreichend war, um die ganze reale Arbeit des Wachsens, Lernens und Ausprobierens einzufangen, die in der Zwischenzeit stattgefunden hatte. Ebenso das Grauwerden und Dickwerden und dann wieder Dünner werden der Eltern, ihre verlorenen Illusionen, ihr Zugewinn an Souveränität. Auch Patricia Arquette und Ethan Hawke kann man beim realen Altern zusehen.
Was man nun beim Zuschauen erlebt, lässt sich am ehesten mit der Wahrnehmung von Verwandten vergleichen, die man nur einmal im Jahr wirklich sieht. Manchmal scheinen sie sich kaum verändert zu haben, aber in anderen Jahren ist das Wiedersehen mindestens irritierend.
Der Film stellt Fragen nach unseren Erinnerungen. Weißt du noch…? Welche Erinnerungen bleiben zurück, welche verblassen? Wie sich der Film diesem Rätsel annähert, ist berührend schön.
Aber am Ende sind es gerade nicht diese großen Dinge, die sich für immer einprägen. Scheinbar unbedeutende Sachen sind es, kleine Gespräche, seltsame Momente, Alltagsszenen. So wird gegen Ende hin immer klarer, die Stars in diesem Film, sind nicht Mason und die Mitglieder seiner Familie. Die Hauptrolle spielt die Zeit selbst. Sie verleiht diesen Szenen, die für sich genommen nichts Besonderes sind, in der Summe eine magische Qualität.
Die Handlung beginnt, als eine alleinerziehende Mutter mit ihrem Sohn das Metropolitan Museum besucht, um ihm berühmte Bilder niederländischer Meister zu zeigen, unter anderem das Bild „Der Distelfink“ des niederländischen Malers Fabritius. Es passiert ein Anschlag im Museum, ein terroristischer Anschlag, die ganze Abteilung bricht in sich zusammen, die Mutter stirbt dabei und der Sohn überlebt mit großem Glück und bekommt den Auftrag eines sterbenden alten Mannes, der auch in dem Museum mit seiner Enkeltochter war, er solle sich den Distelfinken unter den Arm nehmen und sich damit auf den Weg machen. Und so kommt es, dass Theo Decker der neue Besitzer von Fabritius Distelfinken wird.
Mit diesem Zusammenfall von Verlust und Raub beginnt der Roman, der als Rückblende erzählt wird.
Als die eigentliche Geschichte nun beginnt, ist Theo Decker 13 Jahre alt, ohne Mutter, sein Vater ein Säufer und Glücksspieler, der die Familie längst verlassen hat, es gibt sonst keine direkten Verwandten. Was wird nun aus ihm? Die Sozialbehörden kümmern sich, doch zum Glück findet sich ein Schulfreund, dessen Eltern reiche Anwohner der Park Avenue sind, die Familie Barbour. Dort zieht er ein.
Es taucht dann schon bald aus dem fernen Las Vegas der Vater mit neuer Lebensgefährtin auf und erhebt Anspruch auf den Sohn. Theo muss mit. In Las Vegas trifft er Boris, mit dem er sich anfreundet. Ein Junge aus der Ukraine, der mit seinem Workaholic-Vater unstet durch die Weltgeschichte reist. Ein Einzelkind wie Theo und wie er auch Halbwaise, beide einsam. Zu seinem Unglück jedoch beschleunigt Boris die Abnutzung von Theos Gewissen erheblich: Sie rauchen, klauen, trinken, werfen Tabletten ein und reden dabei, weil beide im Grunde kluge Jungen sind, die dem Wesen der Dinge auf den Grund gehen wollen, über die Bücher, die sie lesen. Doch immer mehr gerät er auf die schiefe Bahn. Flieht schließlich aus Las Vegas nach NY zurück und kommt bei dem sanften und schüchternen Hobie Hobart, dem Mitinhaber des Antiquitätengeschäfts „Hobart and Blackwell“, unter. So schließt sich der Kreis, denn Welty Blackwell ist der alte Mann aus dem Metropolitan. Hobie wird über die Jahre für Theo ein väterlicher Freund, der ihn in den Feinheiten der Möbelrestauration unterweist und an dem Theo später einen unschönen Verrat begehen wird…
Der Roman ist sehr anrührend, weil er den Verlust beschreibt, was der Verlust einer Mutter für einen 13 Jährigen bedeutet, wie dieser Verlust ihn sein Leben begleitet und wie er diesen Verlust verwindet. Das alles wird in ganz tollen und ergreifenden Bildern erzählt.
Auch ist der Roman soziologisch sehr spannend geschrieben, denn die unterschiedlichen Milieus in denen Theo aufwächst sind überzeugend und authentisch herausgearbeitet. Vor allem aber geht es um die verschwimmende Grenze zwischen guten Absichten und bösen Taten. Obwohl der Junge weiß, dass es Unrecht ist, wird er das Bild 14 Jahre lang verstecken. Und schlussendlich geht es um Identität: „Ein großes Leid und eines, das ich erst anfange zu verstehen: Wir können uns nicht aussuchen, wer wir sind.“
Der Distelfink ist im Stil geschrieben wie Dickens oder auch ein wenig wie Harry Potter. Nicht umsonst wird Theo von seinem Freund Boris „Potter“ gerufen. Es macht große Freude Donna Tartts Figuren zu folgen und auch ihrem Sprachwitz und dem großen Metaphernreichtum, den Verweisen auf die Literatur, den Schönheiten und der Liebe zur Kunst. Die Geschichte nimmt sich die Zeit über 1024 Seiten die Charaktere zu entwickeln. Man wird Teil der Gedankenwelt, begleitet sie, fühlt sich wie amputiert, als die letzte Seite gelesen ist…Von Sibylle
Was Liesel Meminger trotz ihres jungen Alters schon erlebt hat ist schlimm… im 2. Weltkrieg zusammen mit ihrem jüngeren Bruder von ihrer Mutter zur Adoption freigegeben, da sie Angst hatte, sie nicht ausreichend versorgen zu können. Während der Fahrt verstirbt dieser Bruder und jetzt ist sie völlig allein mit sich. Sie sammelt Bücher. „Es war nicht immer meins….“, sagt sie, wenn sie gefragt wird, ob es ihr Buch ist.
Von Rosa und Hans Hubermann wird sie adoptiert. Rosa bestimmt und gibt ihrem Mann Anweisungen, die auch Liesel zu befolgen hat. U.a. „Du sagst jetzt Mama zu mir“. Frau Hubermann erscheint anfangs hart mit sich und den Menschen um sich herum umzugehen.
Doch Hans erobert Liesels Herz, mit einem gewissen Charme. Da sie Probleme in der Schule hat, lernt er zusammen mit ihr.
Die Stimme des Erzählers im Film aus dem „Off“ ist verständnisvoll, einschmeichelnd und so taucht der Zuschauer ab in Liesels Welt.
Ein Nachbarsjunge, Rudi, verbringt viel Zeit mit ihr in der Schule und danach in ihrer Freizeit, beim Fussballspielen in der Straße, doch auch, wenn Liesel Wäsche an die Leute ausliefert, für die ihre Mutter sie gewaschen und gebügelt hat.
Sie wachsen in die damalige NS-Strömung hinein, sind zusammen in der „Hitler-Jugend“, in der es gefährlich wird, wenn man nicht mitmacht…. Familie Hubermann wird eines Tages von einem jungen Mann , Max, besucht, der länger bei ihnen bleibt, und Liesel und er tauchen ein in die Welt der Bücher und Literatur. Auch er sammelt Bücher, die nicht immer seine waren….
Mir hat der Film gefallen, die besonderen Beziehungen in dieser Zeit konnte ich nachvollziehen, diesem Charme der Darsteller konnte ich mich nicht entziehen. Ein Film zum nachdenken und fühlen…Von AsDa
Gerold Plassek ist Journalist bei einer kostenlosen Wiener Zeitung und betreut die Rubrik „Randnotizen“. Sein zweites Zuhause ist Zoltans Bar und dem Alkohol spricht er gerne und reichlich zu. Als er über die Probleme eines Obdachlosenheimes berichtet, bekommt dieses per Post eine hohe Geldspende von einem Unbekannten. Weitere Spenden folgen, immer mit Bezug auf einen kleinen Artikel von Gerold Plassek. Als eine Ex-Freundin ihn mit einem unverhofften Sohn konfrontiert und während ihres sechsmonatigen Auslandsaufenthaltes den 14-jährigen Manuel bei ihm unterbringt, ist er zunächst nicht begeistert. Doch durch diese Ereignisse wird Gerold aufgerüttelt und nimmt einige Änderungen in seinem Leben vor. Außerdem ist er neugierig, wer hinter den Spenden steckt. Gemeinsam mit Manuel macht er sich auf die Suche nach dem anonymen Spender.
David Glattauer erzählt diese, auf einer wahren Begebenheit beruhenden, Geschichte in einer lockeren, leicht zu lesenden Sprache. Der Roman ist aus der Sicht von Gerold Plassek geschrieben und zeigt wunderbar, wie sich ein Mensch zum Positiven ändern kann.
Es ist auf jeden Fall ein unterhaltsames, zum Teil humorvolles Buch, welches aber den Leser auch aufrüttelt und nachdenklich stimmt…Von Andrea
Dieses Buch kann in der Bücherei ausgeliehen werden. Hier kannst du dich vormerken.
Ein brillanter, witziger, emotionaler Roman über die alltäglichen und die ganz großen Dinge im Leben – kurz gesagt, über das Menschsein!
In einer regnerischen Freitagnacht wird Andrew Martin, Professor für Mathematik in Cambridge, aufgegriffen, als er nackt eine Autobahn entlangwandert. Professor Martin ist nicht mehr er selbst. Ein Wesen mit überlegener Intelligenz und von einem weit entfernten Stern hat von ihm Besitz ergriffen. Dieser neue Andrew ist nicht begeistert von seiner neuen Existenz. Er hat eine denkbar negative Meinung von den Menschen. Jeder weiß schließlich, dass sie zu Egoismus, übermäßigem Ehrgeiz und Gewalttätigkeit neigen. Doch andererseits: Kann eine Lebensform, die Dinge wie Weißwein und Erdnussbutter erfunden hat, wirklich grundschlecht und böse sein? Und was sind das für seltsame Gefühle, die ihn überkommen, wenn er Debussy hört oder Isobel, der Frau des Professors, in die Augen blickt?
Ein Buch für fantasievolle Leser und Fantasy-Liebhaber. Ein Alien unter Menschen – mit einem Befehl entsandt. Ob er gehorchen wird? Das Buch ist spannend geschrieben, allerdings ist die Geschichte nicht neu.
Zitate:
„Ein Mensch in Kleidern….. Widerlich, schockierend. …. Das Gesicht wirkte so fremd, voller unerklärlicher Öffnungen und Vorsprünge. Vor allem die Nase fiel … unangenehm auf.“ „Autos waren vollkommen unselbständig. Sie waren praktisch hirntot…“
Die Erde ist für den Alien „ein Planet der verpackten Dinge“. Und mit was der Mensch seine Zeit vergeudet, kann er gar nicht fassen: Lesen zum Beispiel!!! Und das Wort für Wort…
Nach vielen Beschreibungen, über die ich mich köstlich amüsiert habe, wird die Geschichte ernsthafter, es gibt (natürlich) Beziehungs- und Familienprobleme – und auch einen Hund!
Es ist interessant, menschliche Angewohnheiten und Verhaltensweisen einmal aus einer ganz anderen Perspektive zu sehen. Dadurch ergeben sich Situationen, die sehr zum Nachdenken über uns Menschen anregen.
Ich kann das Buch nur empfehlen…Von Ingrid
Dieses Buch kann in der Bücherei ausgliehen werden. Hier kannst du dich vormerken.
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