Wenn die Toten noch einmal mit uns sprechen könnten – klärt sich dann manches auf, was sonst für immer im Dunkeln bliebe?
Wie viel Klarheit wollen die Lebenden denn wirklich?
Monika Maron gelingt mit „Zwischenspiel“ eine abgeklärte und süffisante Zwischenbilanz mit erstaunlichen Ergebnissen.
Als Ruth am Tag von Olgas Begräbnis erwacht, verschwimmen plötzlich die Buchstaben vor ihren Augen. Schaut sie zum Himmel, kommt er ihr anders vor als sonst. Etwas an ihrer Wahrnehmung hat sich verändert.
Ruth erscheinen Tote und Lebende, sie erlebt ein Selbstgespräch in Szenen und Bildern, in dem Vergangenheit und Gegenwart miteinander und durcheinander stattfinden.
Das Hauptereignis des Tages, mit dem die Geschichte beginnt, ist natürlich Olgas Beerdigung – ihr Tod ist der Auslöser für Ruths Erschütterung. Es gibt Hinwiese auf Besonderheiten: Ruth verfährt sich auf dem Weg zu Friedhof, obwohl sie sich in ihrem gewohnten Viertel bewegt. Erschöpft gerät sie abseits in einen ihr unbekannten Park. Die Beerdigung hat inzwischen längst begonnen.
Sie gibt es auf, dort noch teilzunehmen und ruht sich auf einer Parkbank aus.
In einer Mischung aus Trauer, Erschöpfung, Enttäuschung, aber auch Wohlbefinden erfährt Ruth in einem Tagtraum, wie die Vergangenheit wieder gegenwärtig wird.
Ihr Selbstgespräch wird erweitert durch Szenen und Bilder, die für sie real werden: Die Toten setzen sich zu ihr auf die Bank und sprechen mit ihr. Unter ihnen auch Olga, die gerade Verstorbene.
Der Rahmen dieser Geschichte spiegelt die Situation von Schriftstellern in der DDR aus jener Zeit wieder, in der ein Wechsel in den Westen noch möglich war.
Hier Treue, Solidarität und vom Staat bedrohte Verleger, dort im kapitalistischen Westen schnelle Akzeptanz, Geld und Ruhm. Wofür sich entscheiden, wo kann man leben, ohne schuldig zu werden?
„Schuld bleibt immer, so oder so!“ sagt Olga, die gerade Verstorbene.
Monika Maron, die diese Situation aus eigener Erfahrung gut kennt, erzählt von diesem Dilemma mit kluger Distanz und Humor: Es tauchen z.B. auch wundersame Geister auf wie das alte Ehepaar Margot und Erich Honneker. Die Honnekers weinen der guten alten DDR nach und wüten gegen den „konterrevolutionären Mob“, der sie verjagt hat.
Das Buch steht auf der Nominierungsliste für den Evangelischen Buchpreis 2014.
Von Birgit Krankenhausbücherei der Ev. Krankenhausgemeinschaft Herne/Castrop-Rauxel
Dieses Buch kann in der Bücherei augeliehen werden. Hier kannst du dich vormerken.