Das aktuelle Buch des japanischen Schriftstellers Haruki Murakami ist eine Sammlung mit sieben längeren Erzählungen.
In der Titelgeschichte „Von Männern, die keine Frauen haben“ unterrichtet ein Fremder dem Ich-Erzähler mitten in der Nacht, dass seine Frau Selbstmord begangen hat. Sie ist eine ehemalige Geliebte des Erzählers, diesen erfasst daraufhin tiefe melancholische Trauer.
In der Erzählung „Yesterday“ legt ein junger Mann, der aus der Provinz nach Tokio kommt, seinen Heimatdialekt ab. Gleichzeitig bewundert er einen Kommilitonen, der sich bewusst einen Provinzdialekt antrainiert, durch die Prüfungen fällt und seine Freundin, die er schon seit der Kindheit kennt, nicht sexuell begehrt.
In „Samsa in Love“ wird Franz Kafkas „Die Verwandlung“ weiter erzählt, nachdem Gregor Samsas Familie wegen der Unruhen in Prag geflohen ist und er sein Gefängnis verlassen kann…
In allen Erzählungen spielt Leidenschaft für eine Frau eine Rolle. Die männlichen Hauptfiguren befinden sich in real nachvollziehbaren Lebenssituationen, sind einsam und vermissen etwas Wichtiges in ihrem Leben.
Interessant ist, wie Haruki Murakami unheimliche oder auch surreale Elemente in die Handlung einbaut, dadurch wird eine zusätzliche Bewusstseins-Ebene erlebbar. Der Erzählfluss ist schlicht, oft unbedarft wirkend, aber auf subtile Weise ist immer ein scheinbar direkter Blick in die Seelen der Figuren möglich.
Ich konnte in alle Erzählungen schnell eintauchen und das typische Murakami-Lesegefühl genießen. Jede hat mich von der ersten Zeile an festgehalten bis die letzte gelesen war.
Sibylle
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