Unter der Drachenwand: Arno Geiger

Geiger, Arno:
Unter der Drachenwand : Roman / Arno Geiger. – 1. Auflage. – München : Carl Hanser Verlag, 2018. – 480 Seiten

Das Buch spielt 1944 zum Ende des Zweiten Weltkrieges am Mondsee in Österreich.

Veit Kolbe ist als deutscher Soldat an der Ostfront verwundet worden. Durch eine Granate mittelschwer verletzt, kommt er zur Genesung an diesen vermeintlich idyllischen Ort. Er hat alles erlebt, was man als deutscher Soldat der Wehrmacht erleben kann, hat alle Verbrechen dieser Zeit gesehen und ist verwundert, dass er nach 5 Jahren an der Front noch immer am Leben ist.
Als ein Beschädigter, Pervitin und -Drogenabhängiger geht er zu seinem Onkel, der vor Ort Postenkommandant und als solcher in der Lage ist seinem Neffen ein Quartier zu beschaffen.

Veit ist froh davon gekommen zu sein und möchte so schnell nicht wieder eingezogen werden. Von da ab, dort am Mondsee entfaltet sich der Erzählraum unter der Drachenwand über Verschickte, Geflohene und Verwundete, die der Krieg irgendwie zusammen gebracht hat. Für Veit ist es ein Atemholen auf der Flucht.

Arno Geiger kommt seinen Figuren sehr nahe. Die Schilderung der Ängste, Schmerzen, der Verzweiflung aber auch der zarten Freude bringt sehr viel über die Menschen hervor. Als Leser erfährt und durchlebt man dies ähnlich.

Sibi

Hier kannst du dich vormerken.

Die Attentäterin: Yasmina Khadra

Yasmina Khadra. Die Attentäterin. Roman. 279 Seiten. Nagel & Kimsche. 2007
Yasmina Khadra. Die Attentäterin. Roman. 279 S. Nagel & Kimche. 2007

Das Buch fängt an, indem es die letzten Gedanken eines Menschen erzählt, der bei einem Attentat verletzt wird und stirbt. Somit ist das Ende des Buches gleich vorweg genommen. Man weiß zwar nicht, wer es ist, aber die Befürchtungen verdichten sich im Laufe des Buches.
Die Geschichte handelt von Amin Jaafari, ein erfolgreicher Chirurg und arabischer Israeli aus Tel Aviv. Er erfährt eines Tages, dass seine Frau Sihem eine Selbstmord-Attentäterin ist. Sie soll eine Bombe am eigenen Körper gezündet haben. 17 unschuldige Menschen, vor allem Kinder, wurden getötet. Kann das sein? Zunächst wütend weist Amin die absurden Vorwürfe zurück. Da erhält er posthum einen Brief von seiner Frau, in dem sie alles bestätigt. Amin ist erschüttert: Warum hat er die Veränderungen, die in seiner Frau vorgegangen sein müssen, nicht wahrgenommen? Fassungslos und verzweifelt macht sich Amin auf, um die Auftraggeber und Anstifter zu finden. Er reist nach Betlehem und ins Palästinensische Grenzgebiet, gleichzeitig hinterfragt er seine gemeinsam verlebte Zeit mit seiner Frau.

Als Leser wollte ich mehr über Sihems Charakter erfahren, wer sie wirklich war und was sie schließlich zu ihrer Tat veranlasst hat, doch Antworten bleiben im undurchschaubaren Nebel des Nahostkonfliktes verborgen. Allerdings durch Amins Suche werden ihm selber die Augen für seine Vergangenheit und den Umgang mit seiner Herkunft geöffnet und er stößt auf Fragen, die er bisher nie zu stellen gewagt hatte.

Yasmina Khadras „Die Attentäterin“ ist ein lesenswertes Buch, das die Entstehung der Spirale von Gewalt und Gegengewalt schildert, aus einer Welt, die wir ansonsten nur aus den Nachrichten kennen…Von Sibylle

Eine sehr packende, vom Westdeutschen Rundfunk inszeniertes Hörspielversion über „Die Attentäterin“ wird von den Sprechern/innen sehr glaubwürdig umgesetzt. Am Ende bleibt man fassungslos zurück. Hier kannst du das 68-minütige Kriminalhörspiel miterleben.

Das Buch kann in der Bücherei ausgeliehen werden. Hier kannst du dich vormerken.

Nichts. Was im Leben wichtig ist: Janne Teller

Janne Teller. Nichts. Was im Leben wichtig ist. 144 Seiten. Hanser. 2010
Janne Teller. Nichts. Was im Leben wichtig ist. 144 Seiten.
Hanser. 2010

“Nichts. Was im Leben wichtig ist.” von Janne Teller, ein Jugendbuch, das mich als Erwachsene beschäftigt hat.

Was ist im Leben wichtig? Jeder beantwortet diese Frage für sich anders. Die Herangehensweise der Jugendlichen einer Klasse, die nach und nach immer weiter ausschlägt und an die Substanz geht, hat mich ein wenig erschüttert. Jugendliche sind schon mal radikaler als Erwachsene, probieren Sachen einfach aus. Während Erwachsene das Für und Wider abwägen, lieber auf Nummer Sicher gehen, den Bestand nicht gefährden wollen. In dieser Hinsicht sind Jugendliche anders. Sie entdecken ihre/unsere Welt zum ersten Mal. Zuerst sind es harmlose Dinge, wie ein Fahrrad, später sind es existenzielle wie die Freundschaft, und anderes mehr. Ich will es spannend lassen…. Ausleihen und selber lesen, bin interessiert, wie andere Leser es empfinden. Ran an die Seiten. Von Asda

Dieses Buch kannst du in der Bücherei ausleihen. Hier kannst du dich vormerken.

Täglich die Angst: Manfred Theisen

Manfred Theisen: Täglich die Angst. 160 Seiten. cbt - C. Bertelsmann Taschenbuch 2007
Manfred Theisen: Täglich die Angst. 160 Seiten. cbt – C. Bertelsmann Taschenbuch. 2007

„Täglich die Angst“ ist ein Jugendbuch vom Kölner Autor Manfred Theisen. Erzählt wird eine Geschichte, die sich mit dem Thema Mobbing beschäftigt. Der Klappentext führt den Leser erst einmal in die Richtung des Mobbing Opfers, zu Thorsten, einem Einzelgänger, der zu den „Schwachen“ gehört. Doch schnell wird klar, die Geschichte beleuchtet die Täter, eine Mädchengang um Annika, Lisa und ihre machtbesessene Anführerin Katinka. Erzählt wird aus der Perspektive von Annika. Von wirklicher Freundschaft kann hier nicht die Rede sein, jede lebt sein eigenes Ding, schiebt seine eigenen pubertären Probleme vor sich her und teilt diese nicht mit der anderen. Es handelt sich vielmehr um eine Zweck Gemeinschaft, die von Katinka beherrscht wird und in der Annika und Lisa in der Rolle der Mitläufer für Katinkas Machtspiele sich funktionalisieren lassen und selbst zu Tätern werden. Thorsten kommt nur zweimal kurz in der Handlung vor, in beiden Szenen findet ein übles Mobbing statt, welches der schweren Körperverletzung entspricht.
Die Geschichte wird sehr spannend als die drei Mädchen von einem Unbekannten mit einer SMS bedroht werden. Zeitgleich lernen Annika, unabhängig von ihr auch Lisa, beim Chatten eine Person kennen, der beide sich jeweils gerne anvertrauen möchten. Zu spät stellen sie sich die Frage, ob es sich um den anonymen SMS-Schreiber handelt. Und – ist es Thorsten?

Die Geschichte liest sich sehr schnell und leicht, trotz allem musste ich mehrmals unterbrechen und mir Zeit nehmen gelesenes zu verarbeiten. Der Erzählstil ist sehr unmittelbar und authentisch. Der Schluss hat mir nicht wirklich gefallen, aber dafür lässt er sehr viel Raum für meine eigenen Gedanken und Gefühle, die ich eigentlich mit jemandem teilen müsste. „Täglich die Angst“ ist ein sehr lesenswertes Buch! Von Sibylle

Dieses Buch kann in der Bücherei ausgeliehen werden. Hier kannst du dich vormerken

A Lollypop or a Bullet: Iqura Sugimoro

A Lollypop or a Bullet Band.1. Egmont. 2012
Kazuki Sakurawa (Text), Iqura Sugimoto (Zeichner): A Lollypop or a Bullet. Bd.1. Egmont. 2012

Auf dem Land aufzuwachsen ist für die 13 jährige Nagisa nicht gerade spannend. Hinzu kommt, dass die Familie sich ohne Vater durchschlagen muss, ihre Mutter arbeitet viel in einem kleinen Supermarkt und Nagisa sorgt sich um ihren Bruder, der ein Hikikomori geworden ist. Hikikomori sind Jugendliche in Japan, die sich völlig in sich zurückziehen und das Haus nicht mehr verlassen.
Als die neue Mitschülerin Mokuzu Umino, was in etwa „Seetang aus dem Meer“ bedeutet, sich der Klasse vorstellt, ändert sich einiges in Nagisas Leben. Die seltsame Moguza bietet ihr schnell die Freundschaft an, allerdings traut Nagisa der Neuen anfangs nicht so richtig über den Weg, denn Moguza behauptet als Nixe aus dem Meer gekommen zu sein und sie könne sich in Meerschaum auflösen. Sehr seltsam …

„A Lollypop or a Bullet“ ist ein bewegender Mystery-Manga nach einem Roman von Kazuki Sakuraba und ist in ausgesprochen schönen Bildern von Iqura Sugimoto gezeichnet.
Zwar finden wir hier viele Märchenanleihen zur kleinen Meerjungfrau, süß wird die Geschichte dadurch aber trotzdem nicht. Hat nicht auch das Märchen von Hans Christian Andersen dunkle Seiten und ist unendlich traurig. Drum spricht dieses Manga eher ältere Leser an, jeden, der eine ernsthafte und bewegende Geschichte sucht und nicht immer auf ein Happy End aus ist.
Von Sibylle

Dieses mit 2. Bänden abgeschlossene Manga kann in der Bücherei ausgeliehen werden. Bd 1. kannst du hier vormerken.

77 Tage: Lucy Flebbe

Lucie Flebbe: 77 Tage. 255 Seiten. Grafit. 2012
Lucie Flebbe: 77 Tage. 255 Seiten. Grafit. 2012

Im vierten Fall steigen Lila Ziegler und Privatdetektiv Ben Danner „undercover“ in einen ambulanten Pflegedienst ein.
„Sonnenschein“, nennt sich der Pflegeservice, dessen auffällige Todesfallstatistik diskret untersucht werden soll, denn dort sterben mehr Senioren als üblich.
Während der Recherche werden beide mit der harten Realität der Altenpflege konfrontiert. Die Autorin hat auch genau recherchiert, die Pflege-Misere wird sehr realistisch und unsentimental dargestellt. Hier wünscht man sich auf auf keinen Fall hin!
Schon bald stößt Lila im Internet auf den Blog einer Kollegin und lernt neue und sehr unerwartete Seiten ihrer Mitarbeiterinnen kennen. Als „Bellas Blog“ wird dieser in die Rahmenhandlung eingeflochten. Fortlaufende Blog Einträge, in denen viel von Gewalttätigkeit die Rede ist, werden so für den Leser sehr unmittelbar. Ein Thema, das Lila Ziegler selbst bedroht, denn ihr Bruder und ihr Vater haben sie aufgespürt …

Besonders die 20. jährige Lila, aber auch der etwas ältere Ben sind sehr moderne und authentische Charaktere. Dass hinter dem interessanten Ermittlerduo auch so viel ungewöhnliche, mitunter düstere Familiengeschichte steckt, wird von Lucie Flebbe lebensnah erzählt. Durch ihre direkten und ehrlichen Emotionen, oft mit viel Witz, kommen beide Figuren sehr sympathisch rüber und man muss sie als Leser einfach ins Herz schließen.

Die einzelnen Fälle dieser Reihe haben einen abgeschlossen Handlungsstrang, um aber die positive Entwicklung, die Lila und Ben durchleben, nachzuvollziehen, empfiehlt sich ein Nacheinanderlesen. Von Sibylle

Bd. 1. „Der 13. Brief“ kannst du hier vormerken.
Bd 2. „Hämatom“ kannst du hier vormerken.
Bd 3. „Fliege machen“ kannst du hier vormerken.
Bd 4. „77 Tage“ kannst du hier vormerken.
Bd 5. „Das fünfte Foto“ kannst du hier vormerken.

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