Das Buch ist in drei Kapiteln geschrieben: Mutter – Papier – Kind, die lapidar die vielschichtigen Empfindungen, die fortschreitenden Prozesse und die Reaktionen der Umwelt bei ungewollter Kinderlosigkeit, Adoption (aus dem Ausland) und schließlich das Leben mit einem adoptierten Kind zusammenfassen. Innerhalb dieser Kapitel finden sich immer wieder kurze (Alb-)traumsequenzen über Unfruchtbarkeit, Mutterschaft und Angst vor dem Verlust des Kindes.
Klemm formuliert knappe, sehr treffende, schnörkellose Sätze. Ihr gelingt die schonungslose Aufarbeitung eines sehr persönlichen Themas, die in der Kritik wahrscheinlich oft das Attribut „verstörend“ verliehen bekommen wird.
Als Mutter zweier Adoptivtöchter kann ich Klemms dokumentarische Erzählung sehr gut nachempfinden. Ja, das Buch beobachtet gnadenlos und urteilt hart, und ich denke, Nichtadoptierende werden manchmal ohne Verständnis für die Ich-Erzählerin sein. Aber deshalb es ist auch eine Chance, sich auf die Gefühle einer solchen Mutter einzulassen.
Für die Ich-Erzählerin hoffe ich, dass das „Gefälle zwischen Kinderwünschen und Kinderkriegen“ nach der geplanten Adoption des zweiten Kindes endlich abflacht. Wenn die biologische Uhr langsamer tickt, wird die Mutterfrage sowieso hinter die existentiellen Fragen der Kinder zurücktreten: Wer bin ich und warum wurde ich weggegeben?
Das Buch kann in der Bücherei ausgeliehen werden. Hier kannt du dich vormerken.