Der Grund: Anne von Canal

Anne von Canal: Der Grund. - Mare Verlag, 3. Aufl. 2014; 272 S.
Anne von Canal: Der Grund. – Mare Verlag, 3. Aufl. 2014; 272 S.

„Mayday, mayday!“ Mit dem Notruf von der sinkenden Estonia beginnt dieses sehr lesenswerte Erstlingswerk einer jungen Autorin und Skandinavienkennerin.

Laurits Simonsen ist im Aufbruch zu einem mehrwöchigen Engagement als Pianist an Bord eines Luxuskreuzers, als ihm seine Freundin eröffnet, dass sie schwanger ist. Von dieser Tatsache überrumpelt, stellt er sein bisheriges Leben auf den Prüf-stand. Kann er noch einmal in einer festen Beziehung mit Kind eine Heimat finden und glücklich sein? Denn in seinem Leben hat es schon einige radikale Brüche gegeben, weil er in Extremsituationen nicht zu Kompromisslösungen fähig oder willens war, auch wenn er sich selbst damit am meisten verletzt hat.

Es ist anregend und auf hohem Niveau unterhaltsam, dem Protagonisten auf den Stationen seines Lebens als einziger Sohn eines dominanten und ehrgeizigen Vaters sowie einer schwachen Mutter, als gescheiterter Pianist, als engagierter Gynäkologe, als liebender Ehemann und als verwaister Vater zu folgen.

So wie sich das Motiv des Schiffes mehrdeutig durch den Roman zieht, ist auch sein Titel „Der Grund“ vieldeutig. Es gibt gute Gründe, dieses Buch zu lesen!

Irmgard

Dieser Roman ist in der Bücherei ausleihbar. Hier kannst du dich vormerken.

Blue Jasmine

Blue Jasmine. Buch und Regie Woody Allen. DVD. FSK ab 6 Jahre
Blue Jasmine. Buch und Regie Woody Allen. DVD. 2013. Spieldauer 94 Min. FSK ab 6
Jeanette, nennt sich selbst „Jasmine“, fliegt in der 1. Klasse von New York, wo sie bisher gelebt hatte, nach San Francisco zu ihrer Schwester Ginger.
Im Flugzeug sieht man Jasmine sich unterhalten mit ihrer Sitznachbarin, einer älteren Frau, zumindest hat es für den Zuschauer den Anschein. Erst am Rollband für die Koffer ist erkennbar, das sie die ganze Zeit mit sich selbst gesprochen hat.
Ein wenig entfernt ist diese ältere Frau zu sehen, die zu ihrem Mann sagt, das sie die ganze Zeit der anderen zuhören musste, da es keinen Weg für sie gab, sich ihr zu entziehen und diese auch nicht aufhörte zu reden.
Selbstgespräche sind nicht immer seltsam, ab und zu ist es durchaus angebracht, sich Vorgänge zu erklären, indem jemand sie nochmal laut durchspricht. Für Aussenstehende wirkt es befremdlich, wenn die allein sprechende Person sichtlich aufgewühlt Situationen, die sie mit anderen Menschen erlebt hat, ständig wiederholt.
Jasmine (gespielt von Cate Blanchett), war vor kurzem noch reich verheiratet, nun ist sie verarmt, da ihr Ex-Mann ihm anvertraute Geldsummen seiner Anleger veruntreut hat. Nun ist er tot, er hat sich im Gefängnis erhängt.
Als sie bei ihrer Schwester Ginger angekommen ist, empört sie sich, in welcher Gegend diese wohnt. Nichts scheint ihr gut genug zu sein. Einfach weil sie hochgeschraubte Vorstellungen aus ihrer Ehezeit hat. Sie erzählt zum Beispiel, als wäre es das normalste auf der Welt, das sie natürlich 1. Klasse geflogen ist, so wie vorher. Ihrer Schwester ist es rätselhaft, das Jasmine hochverschuldet noch mehr Geld ausgibt, um nach außen ihren vermeintlichen Status zu zeigen.
Jasmine versucht sich in Gingers Welt einzufinden, was ihr nicht so richtig gelingt. Ständig überlegt sie  sich weiterzubilden oder noch mal  zu studieren, um dann einer höher qualifizierten Arbeit nachgehen zu können. Das Streben nach mehr Prestige ist verständlich.
Ihrer Schwester Ginger redet sie zu, das diese nicht mit ihrer Arbeit als Kassiererin zufrieden sein soll. Und das sie immer sich nur mit „Loosern“ /Männern  einlässt, statt den einen „Richtigen“ zu finden, der sie finanziert und sie aus ihrem vermeintlichen Elend zu erlösen. Zuerst wehrt sich die Schwester, ihre Freunde fragen Jasmine, wieso sie nie einfach mit dem sich einverstanden erklärt, was sie jetzt vom Leben hat.
Als Zuschauer hatte ich das Gefühl, hier prallen zwei Welten aufeinander, jeder ist von seiner Sicht überzeugt. Verbissen wird überlegt, wie der jeweilgen anderen Person das richtige beigebracht wird: „So musst Du leben“.
Zwischendurch gibt es Rückblenden, die von Jasmines ehemaligem Luxusleben erzählen. Hal Francis, Jasmines Mann, wird gezeigt, seine überhebliche Art mit anderen Menschen umzugehen. Und das frühere Leben als Neu-Reiche wird gezeigt. Allerdings erfährt der Zuschauer auch einige Schattenseiten, u.a. hat Sohn „Danny“, den Kontakt zu Jasmine abgebrochen, weil er mit ihrem Verhalten gegenüber seinem Vater, geschockt ist.
Insgesamt finde ich den Film empfehlenswert, es ist auf jeden Fall kein reiner Unterhaltungsfilm, sondern eher tragisch. Die inneren Konflikte der Hauptdarstellerin werden glaubhaft und nachvollziehbar gezeigt. Mir hat der Film „Blue Jasmine“ gleichermaßen gefallen und mich erschreckt. … Von AsDa
Dieser Film kann in der Bücherei ausgeliehen werden. Hier kannst du dich vormerken.

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